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Hage im Oberland - mehr als eine Hecke

Eine Eigenschaft des Landkreises Miesbach ist die Schönheit und Eigenart seiner Landschaft. Der Reiz liegt in dem lebendigen Wechselspiel von Seen, Flüssen, den Hagen, Wiesen und Wäldern bis hin zu den Almen und Gebirgsflächen. Die Hage im Oberland sind weit mehr als einfach nur Hecken.

Sie sind Windschutz, Grundstücksabgrenzung, liefern Wertholz, prägen und bereichern unsere Kulturlandschaft und sind Lebensraum für zahlreiche Vögel und Insekten. In einer gemeinsamen Veranstaltung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Holzkirchen, des Landschaftspflegeverbandes Miesbach (LPV) und der unteren Naturschutzbehörde Miesbach (uNB) standen die Hage im Oktober 2019 im Mittelpunkt.
"Hage sind Zeitzeugen einer tausendjährigen Geschichte."
Gabriela Schneider, Diplom-Biologin und Hagexpertin

Was kennzeichnet die Hage?

Hage sind baumreiche Hecken, die oftmals als lebendige Zäune Wiesen einfassen und Grundstücksgrenzen markieren. Ihre Entstehung reicht in die Zeit der klösterlichen Besiedelung und Landvergabe zurück. Die Egartenwirtschaft war damals die gängige Form der Landbewirtschaftung.
Ein intakter Hag setzt sich aus mehreren Strauch- und Baumschichten zusammen, die aus bis zu 44 verschiedenen Arten bestehen können. In der oberen Baumschicht sind Edellaub-hölzer wie Bergahorn, Linde, Esche oder Eiche zu finden. In den unteren Baumschichten wachsen junge Bäume im Schutz der Sträucher heran, bereit, den Platz der älteren Bäume einzunehmen. Die Strauchschicht aus Weißdorn, Wildrose und Co. dient somit der nächsten Generation an Bäumen als Kinderstube. Für den dauerhaften Fortbestand der Hage hat jede Schicht eine wichtige Funktion.

Erfolgsgeschichte für die Region

Über Möglichkeiten von Nutzung, Pflege und Ergänzung berichtete Mathias Fischer vom Landschaftspflegeverband Miesbach am praktischen Beispiel, einem Hag der Familie Hofer.
Robert Wiechmann, Förster am AELF Holzkirchen, ergänzte: "Kein Landwirt hat seinen Hag je aus finanziellenAnreizen gepflanzt." Im Rahmen der Hagaktion haben Landwirte, Förster und Naturschutzbehörden in den 1980er Jahren bis zur Jahrtausendwende unzählige Hage im Oberland gepflanzt – eine Erfolgsgeschichte für die Region. Die Zeit scheint reif, an diese Erfolgsgeschichte anzuknüpfen. "Die aktuelle Ausgangslage ist nicht schlechter wie in den 1980er Jahren", erklärte Wiechmann.
Ob und wie sich Förderprogramme an aktuelle Gegebenheiten anpassen lassen, darüber muss gesprochen werden - "miteinander an einem Tisch, Landwirte, Landschaftspflegeverband, Naturschutz und Behörden gemeinsam", erklärte Elisabeth Kitzeder vom AELF Holzkirchen. Denn einig waren sich alle Teilnehmer der Veranstaltung: "Die Haglandschaft des Oberlands ist schützenswert," Arbeit machen Erhalt und Pflege aber auch. Jetzt heißt es für alle, an einem Strang zu ziehen um gemeinsam Lösungen zu finden.

Landwirte pflegen und erhalten Hage

Hage sind Brücken zwischen Gehölzen und tragen so zur Vernetzung von Lebensräumen bei. "Die Landwirtschaft leistet durch Pflege und Erhalt der Hage einen großen Beitrag zum Naturschutz", ist sich Josef Faas von der unteren Naturschutzbehörde Miesbach sicher.

Förderung

Für die Förderung der Haglandschaft wurde 1980 die Hagaktion und 1986 das Hagpflegeprogramm ins Leben gerufen. Beide Programme gibt es noch – nähere Informationen gibt es an der unteren Naturschutzbehörde Miesbach.