Waldpädagogik

Gruppenbild der 10. Klasse

Bäume fällen für einen klimastabilen Wald

Die 10. Klasse des Gymnasiums Icking erforscht Klimawandel und Artenvielfalt im Wald mit Förster Robert Nörr

Wie ist der Wald östlich des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium Icking entstanden? Ist er fit für den Klimawandel? Bietet er genug Lebensraum für viele Arten? Warum ist es notwendig, Bäume zu fällen? Alles spannende Fragen, die die 10. Klasse des Gymnasiums Icking in einem Waldrundgang zunächst selbst beantworten sollte.

Stellt euch vor, dieser Wald gehört euch

„Stellt euch vor, dieser Wald gehört euch. Was würdet ihr hier machen?“ Mit dieser Frage leitet Robert Nörr, der örtlich zuständige Förster des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Holzkirchen den Waldrundgang ein und verteilt einen Fragebogen an die Schülerinnen und Schüler. Am Beispiel von vier unterschiedlichen Bäumen sollen sie intensiv über den Wald diskutieren und dabei selbst zu Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer werden. Beim gemeinsamen Rundgang werden dann so aktuelle und brisante Themen wie der Klimawandel, der Artenschwund oder die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen plötzlich greifbar.

Bäume fällen für die Stabilität?

So kann ein klimastabiler Mischwald nur entstehen, wenn der kleine markierte Ahorn der ersten Station Licht bekommt. Wird die große benachbarte Fichte gefällt, bekommen der kleine Ahorn und Tausende andere kleine Bäumchen plötzlich Licht und können den Klimawald von morgen bilden. „Bäume fällen für den Klimaschutz“ nennt Nörr das plakativ. Aber auch die benachbarten älteren Fichten profitieren davon, wenn sie plötzlich mehr Platz bekommen und ihre grüne Krone ausbauen können. Denn nur ein Baum mit einer großen Krone bildet auch ein tiefreichendes, stabiles Wurzelwerk aus. Damit löst sich auch der scheinbare Widerspruch des Satzes auf: „Bäume fällen für die Stabilität“.

Vom Reinbestand zur Vielfalt

Doch warum „Bäume fällen für die Vielfalt“? „Wenn wir in diesem Fichtenwald die beigemischten Baumarten wie die Buche, die Lärche, den Ahorn oder die Eiche gezielt freistellen und ihnen mehr Licht zum Wachsen geben, kann selbst ein eher eintönig wirkender Wald ein vielfältiger Mischwald werden“, so Nörr. Zudem entstehen Licht und Schattenbereiche, in denen sich unterschiedliche Baumarten ansamen können. Durch die unterschiedlichen Strukturen fühlen sich eine Vielzahl an Tieren und Insekten besonders wohl.

Die Schüler und der Wald

Da bei den Baumfällungen der umweltfreundliche, CO2-neutrale und nachwachsende Rohstoff Holz „direkt vor der Haustüre“ gewonnen wird, ist das gleichzeitig ein unverzichtbarer Beitrag zur Versorgungssicherheit mit heimischen Rohstoffen und zum Umweltschutz. „Bäume fällen für den Umweltschutz“, wie Nörr das nennt. Vom Interesse und dem Wissen der Schülerinnen und Schüler ist Förster Robert Nörr begeistert. „Man merkt, dass Umwelt und Wald am Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium eine wichtige Rolle spielen“. Für Lehrerin Dr. Annette Karcher, die die Waldführungen organisiert, bedeutet „die Lage des Gymnasiums direkt am Waldrand Verantwortung und Gelegenheit, das Thema Wald und Klimaschutz intensiv mit den Schülern zu bearbeiten“.

Für das AELF Holzkirchen gehören Führungen von Schülern, auch Waldpädagogik genannt, zum gesetzlichen Bildungsauftrag. Das Ziel bei den Kindern und Jugendlichen – den Entscheidungsträgern von morgen – ist, sie frühzeitig für den Wald und die Natur zu begeistern und Interesse für den Wald zu wecken. Nach Möglichkeit sollten vor allem die Schülerinnen und Schüler der Grundschulen die Gelegenheit bekommen, mit „ihrem“ Förster einen Vormittag im Wald zu verbringen.
Insbesondere Lehrerinnen und Lehrer der Grundschulen können die kostenlosen Waldführungen beim zuständigen Förster oder zentral über das AELF Holzkirchen buchen und somit den Lehrinhalt „Wald“ anschaulich in der Realität vermitteln.