Naturnahe Waldbewirtschaftung im Gebirge
Wie wichtig eine gezielte Waldbewirtschaftung im Gebirge ist, erläutern Jörg Meyer, Forstbetriebsleiter des Forstbetriebs Schliersee, Korbinian Wolf, Bereichsleiter Forsten am AELF Holzkirchen, Alexander Mayr, Vorsitzender der Walbesitzervereinigung (WBV) Holzkirchen. Als Hauptakteure im Landkreis Miesbach, kümmern sie sich fachmännisch um eine nachhaltige und schonende Bergwaldbewirtschaftung.
Moderne Seilkrananlagen im Einsatz
Motorsägenlärm, das Gepolter von Holz und das Sirren von Stahlseilen erfüllen den Bergwald. Tonnenschwere Holzstücke schweben durch die Baumwipfel und werden an der Forststraße mit Maschinen zu meterhohen Holzpoltern aufgestapelt. Es ist nicht zu übersehen und zu überhören – im Bergwald wird gearbeitet.
„Wir brauchen unsere Bergwälder! Sie erfüllen vielfältige Funktionen. Zum einen schützen sie die Tallagen vor Steinschlag, Muren, Lawinen und Hochwasser. Und zum anderen sind sie Erholungsgebiet für Menschen, Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen und wichtige Einkommensquelle für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer“, erläutert Korbinian Wolf. Ergänzend fügt er hinzu, dass stabile, gestufte Bergmischwälder eine Grundvoraussetzung für Siedlungen und ein Leben im Gebirge sind. Alexander Mayr: „Viele ortsansässige Firmen, von Forstunternehmern über Sägewerke bis zu Zimmereien und Schreinereien sind von der Forstwirtschaft abhängig. Die Waldbewirtschaftung schafft hier regionale Wertschöpfung und sichert zahlreiche Arbeitsplätze.“
Struktur im Wald
Durch gezielte Waldpflege und eine aktive Holzernte schaffen die Forstleute Struktur im Wald und leiten die Waldverjüngung ein. Das Ziel ist ein naturnaher, baumartenreicher und gestufter Bergmischwald. Wichtige Baumarten sind dabei die Fichte, die Tanne, die Buche und der Bergahorn. Jörg Meyer sagt: „Wir brauchen viele verschiedene Baumarten im Wald, damit wir optimal auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet sind“.
Die Waldbewirtschaftung im Gebirge erfordert dabei hohes fachliches Wissen und Kompetenz. So gilt es die Störung von Tieren und Pflanzen möglichst gering zu halten, die zeitlichen Einschränkungen für die Erholungssuchenden zu minimieren, das richtige waldbauliche Vorgehen zu wählen und die passenden Maschinen einzusetzen. „Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, setzen wir im Steilgelände modernste Seilkrananlagen ein", führt Alexander Mayr aus.
Transport der gefällten Bäume von den Berghängen ins Tal
Seilkrananlagen sind dabei nahezu die einzige Möglichkeit, um die gefällten Bäume von den Berghängen ins Tal zu bekommen. Durch die hoch über den Boden gespannten Tragseile wird das Holz entweder schwebend oder mit nur einem Ende am Boden schleifend aus dem Wald gebracht. Dies ist die schonendste Art und Weise, um Schäden am Boden, wie auch an den noch stehenden Bäumen so gering wie möglich zu halten. Jörg Meyer möchte aber auch nicht verheimlichen das es nicht ganz ohne Bodenabschürfungen und vereinzelte Rindenverletzungen funktioniert. „Wir können nun mal nicht die Bäume aus dem Wald zaubern. Aber schon aus der Vergangenheit wissen wir, dass oberflächlich entstehende Bodenverwundungen schnell von jungen Bäumen bewachsen werden und keine weitreichenden Erosionen stattfinden. Die Natur zeigt meist in kürzester Zeit, welches Potential in ihr steckt“, so Meyer. Und so sind nach wenigen Jahren die Seiltrassen kaum noch zu erkennen.
Notwendige Bergwaldbewirtschaftung
Alle drei Fachmänner sind sich einig, dass eine gezielte Bergwaldbewirtschaftung notwendig ist, damit die Bergwälder die von der Gesellschaft gewünschten Funktionen erfüllen können. Eine großflächige Stilllegung ist für sie keine Option und nicht zielführend. Ihr Anspruch ist es, durch eine naturnahe Waldbewirtschaftung die vielfältigen Anforderungen an den Bergwald bestmöglich zu erfüllen. Waldfunktionen, Waldbau, Waldnaturschutz, Erholung und Holzernte sind dabei Themen, welche es gilt unter einen Hut zu bringen.