Das FFH-Gebiet 8135-371 „Moore zwischen Dietramszell und Deining“

Das FFH- Gebiet „Moore zwischen Dietramszell und Deining“ besteht aus zwölf Teilflächen. Diese liegen überwiegend im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und erstrecken sich von Dietramszell bis nach Deining. Einzig eine kleine Teilfläche, nämlich der Deininger Weiher ragt bis in den Landkreis München.

Diese vielen kleinen Moorflächen, die sich in regelmäßigen Abständen von Dietramszell bis nach Deining ziehen, stellen ideale Trittsteine und Verbundachsen für die moortypischen Arten dar.

Durch Klicken auf die rot schraffierten Flächen erhält man Informationen über das FFH-Gebiet.

Stand der Managementplanung

Am 5. Juni 2018 fand die Auftaktveranstaltung zur Managementplanung statt. Anschließend erarbeiteten die Forstverwaltung und Naturschutzverwaltung einen Entwurf des Managementplans. Dazu wurden die Flächen im Gebiet begangen, die Schutzgüter und ihr Erhaltungszustand kartiert und anschließend Maßnahmen zum Erhalt oder der Verbesserung vorgeschlagen. Der Runde Tisch fand am 13. Juli 2022 mit allen Beteiligten und Interessierten statt.

Das FFH-Gebiet in der Übersicht

  • Größe 941 ha
  • Wald - rund 414 ha, dies entspricht ca. 44 % der Gesamtfläche
  • Offenland - etwa 527 ha, das entspricht etwa 56 % der Gesamtfläche
  • Schutzgüter
    • Lebensraumtypen im Wald: 91D0* Moorwald, 91E0* Auwald
    • Lebensraumtypen Offenland: 3260 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation, 3150 nährstoffreiche Stillgewässer, 3160 Dystrophe Stillgewässer, 7110* Lebende Hochmoore, 7120 Geschädigte Hochmoore, 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore, 7150 Torfmoorschlenken,7230 Kalkreiche Niedermoore, 6410 Pfeifengraswiesen, 6510 Magere Flachland-Mähwiesen,7220* Kalktuffquellen, 6430 Feuchte Hochstaudenfluren.
    • Arten: Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Skabiosen-Scheckenfalter, Helm-Azurjungfer, Große Moosjungfer, Gelbbauchunke, Bachmuschel, Mühlkoppe, Sumpf-Gladiole, Sumpf-Glanzkraut.

Geschichte der Moore zwischen Dietramszell und Deining

Nach Ende der letzten Eiszeit blieb in der Moränenlandschaft zwischen Dietramszell und Deining ein Komplex aus Senken und Mulden zurück, in welchem sich durch die klimatischen Bedingungen des Alpenvorlandes zahlreiche Moore entwickeln konnten. Lange Zeit blieben diese unwirtschaftlichen Flächen ungenutzt und wurden nur von konkurrenzschwachen aber hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten besiedelt. Mit der Zeit wurden diese Flächen vom Menschen genutzt, zuerst zur Streuwiesenmahd und für kleine Handtorfstiche. Später folgten teilweise großangelegte Entwässerungsmaßnahmen, so beispielsweise im Eglinger und Ascholdinger Filz, wo Torf bis in die 1960er manuell, später maschinell abgebaut wurde und ab den 1970ern in den südlichsten Teilen des Ascholdinger Filzes sogar abgefräst wurde.

Bedeutung des Gebietes als Lebensraum

Waldlebensräume

Den größten Anteil der Waldlebensräume in diesem Gebiet machen die ansonsten sehr seltenen Moorwälder aus. Dabei gibt es verschiedene Typen, die entweder aus Latsche, Spirke, Birke, Waldkiefer oder Fichte bestehen können oder auch als Mischtypen vorkommen. Alle diese Baumarten sind angepasst an die extremen Bedingungen im Moor, wie beispielsweise die schlechte Nährstoffversorgung im Hochmoor oder das hoch anstehende Grundwasser im Niedermoor. Ein weiterer im Gebiet vorkommender, seltener Lebensraumtyp ist der „Auwald“. Auch hier gibt es Subtypen, wie die Silberweiden-Weichholzauen, die Erlen-Eschenwälder oder die (Quell)- Sumpfwälder. Diese Wälder sind geprägt von regelmäßiger Überflutung oder durch hohe Grundwasserdynamik mit im Jahresverlauf schwankendem Grundwasserspiegel.

Offenlandlebensräume

Den größeren Anteil in diesem Gebiet machen mit 52 % die Offenlandlebensraumtypen aus. Dazu zählen verschiedene Lebensräume in offenen Gewässern, Mooren, Feuchtbiotopen und artenreichen Grünland. So findet man im Gebiet beispielsweise Kalktuffquellen, die im Jahr durchschnittlich weniger als einen Millimeter wachsen und sehr tritt- und befahrungsempfindlich sind. Beim Austritt von kalkhaltigem Wasser an die Oberfläche fällt der im Wasser gelöste Kalk aus, lagert sich an Moosen an und es entstehen die charakteristischen Sinterterassen. Ein weiteres Beispiel für schützenswerte Lebensräume im Gebiet sind die durch die früheren Entwässerungen geschädigten Moore ebenso wie die noch intakten Hochmoore. Neben diesen natürlich entstandenen Lebensräumen findet man hier noch durch den Menschen entstandene Lebensraumtypen, die jedoch nicht weniger wertvoll sind. So bedürfen beispielsweise Pfeifengraswiesen oder die mageren Flachland-Mähwiesen Pflegemaßnahmen, um ihren Charakter zu erhalten.
Arten

In den vielen unterschiedlichen Lebensräumen im Gebiet finden unterschiedlichste Arten einen Lebensraum. So bieten die Blühpflanzen auf den extensiv bewirtschafteten Wiesen Schmetterlingsarten wie dem dunklen und dem hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder dem Skabiosen-Scheckenfalter Lebensraum. Auf feuchteren Flächen dagegen lebt in kleinen, von Zeit zu Zeit trockenfallenden Pfützen die Gelbbauchunke. An Kalktuffquellen oder sauberen, naturnahen Bächen und Gräben findet man die Helm-Azurjungfer, eine blau-schwarz gestreifte Libellenart. Eine weitere Libellenart im Gebiet ist die Moosjungfer, die aber im Gegensatz zur Helm-Azurjungfer kleine Gewässer wie zum Beispiel nährstoffreichere Zwischenmoortümpel bevorzugt. Direkt in Bachläufen mit guter Gewässerqualität und wenig Schlamm findet die Bachmuschel einen Lebensraum. Diese ist abhängig von den Wirtsfischen Aitel und Koppe. Auch die Koppe ist in diesem Gebiet eine geschützte Art, welche sauerstoffreiche Gewässer mit abwechslungsreichem Substrat aus Kies und Steinen zum Verstecken, Jagen und Fortpflanzen braucht.

Das FFH-Gebiet als Lebensraum in Bildern