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Die Schwarzerle - Staude oder wertvolle Baumart?
Schwarzerle mit zu wenig Platz (Foto: R. Nörr)
Die Schwarzerle ist in unserer Region eine sehr wichtige Baumart. Sie wurzelt selbst auf den schwierigsten Böden tief und stabilisiert den Wald. Bei richtiger Pflege kann sehr wertvolles Holz erzogen werden, das viel Geld erlöst. Häufig wird sie aber nicht beachtet – und damit viel Geld verschenkt.
Wertvolle Schwarzerle
Die Schwarzerle, auch Roterle genannt, wächst bei uns überwiegend an Bachläufen und auf (ehemaligen) Niedermooren. Bei Vielen ist sie nur als minderwertiges Brennholz bekannt und nicht als hochwertiges Holz, das gute Preise erzielen kann. Auf der Oberlandsubmission 2004 erzielte der beste Stamm 366 €/Fm, der Durchschnitt lag bei 120 €/Fm. Vor einigen Jahren, als die Erle groß in Mode kam, wurden auch 1000 €/Fm und mehr erreicht. Doch welche Anforderungen werden an den Stamm gestellt?
- Durchmesser größer als 35 cm. Je stärker, desto besser.
- Keine (oder nur wenige) Äste oder Beulen
- Kein Graukern oder nur kleiner Graukern
Wie muss die Erle bewirtschaftet werden, dass solche Holzpreise erzielt werden können?
Hierzu müssen zunächst die Eigenschaften dieser Baumart etwas näher betrachtet werden.
- Die Schwarzerle ist ausgesprochen lichtbedürftig und kann sich nur schwer gegen andere Baumarten durchsetzen. Sie wächst zwar in der Jugend rascher als fast alle anderen, lässt aber auch sehr schnell nach. Damit darf die Erle nicht einzeln mit anderen Baumarten gemischt werden.
- Sie baut ihre Krone vor allem in den ersten 30 Jahren aus. Danach reagiert sie nur noch schwach auf Durchforstungen. Deshalb muss mit der Pflege/Durchforstung sehr frühzeitig begonnen werden.
- Ab dem Alter von 60 Jahren kann verstärkt ein Graukern auftreten, der den Wert des Holzes massiv verringert. Deshalb muss der „dicke Stamm“ möglichst schnell produziert werden.
Wie soll die Erle gepflegt werden?
In der Jugend steht die Qualität im Vordergrund. Hier sollen die Erlen eng zusammenstehen, damit die Äste im unteren Stammbereich möglichst rasch absterben.
- Sobald die unteren 6 - 7 m ohne Äste sind, soll die Erle möglichst schnell dick werden.
- Dafür benötigt sie eine große grüne Krone.
- Diese bekommt sie nur mit viel Platz: Mindestes 8 x 8 m im Alter von 80 Jahren.
- Oder anders ausgedrückt: auf einem Hektar finden gerade einmal 120 bis 150 Erlen Platz.
Was bedeutet das nun konkret für die Pflege?
- Ziel: gute Qualität erzeugen
- Höhe bis 3 m: Maßnahmen: Nachbesserung, Fegeschutz, Vereinzelung von Stockausschlägen.
- Höhe bis 8 m: Maßnahmen: Meist nichts veranlasst. Eventuell Entnahme von extremen Grobwüchsen, Erlen mit Pilzerkrankungen (Phytophthora) auf den Stock setzen. Bei hoher Schneebruchgefahr Stammzahlreduzierung, falls die Erlen enger als 1,5 m stehen.
- Höhe ab 10 m: Alle 6 bis 7 m soll eine qualitativ gute, konkurrenzstarke Erle mit einer möglichst runden Krone stehen. Maßnahmen: Falls die Krone sehr eingeengt oder einseitig ist, sollte der größte Konkurrent (nur sehr selten 2!) entnommen werden. Häufig kann dieser Eingriff aber unterbleiben, da genügend gute Erlen vorhanden sind.
- Ziel: rasches Dickwerden
- Höhe ab 16 m: Sobald bei den stärksten Erlen die unteren 7 m des Stammes ohne Äste sind, muss die Krone möglichst rasch ausgebaut werden. Maßnahmen: Hierzu werden im Abstand von 6 - 9 m qualitativ gute, konkurrenzstarke Erlen mit einer möglichst runden Krone ausgewählt (120 – 150 je Hektar) und am besten dauerhaft markiert. Mindestens 2 benachbarte Erlen, die unsere „Guten“ am stärksten bedrängen, werden bei der ersten Durchforstung entnommen. In den Bereichen zwischen den ausgewählten Erlen werden keine Bäume entnommen. Bereits 3 bis 5 Jahre später müssen abermals mehrere Erlen zugunsten der ausgewählten Erlen entnommen werden. Die Eingriffe müssen so stark sein, dass rund um die Krone herum „Himmel zu sehen“ ist. Sobald die „Guten“ wieder bedrängt werden, ist ein erneuter Eingriff notwendig.
- Ernte: Geerntet werden die guten Erlen ab einem Durchmesser von 35 bis 40 cm.