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Brennholz – das „schwarze Gold“?
von Robert Nörr, Förster am AELF Holzkirchen

Ist das Brennholz das neue "schwarze Gold" – eine "Goldgrube" für den Produzenten, aber so wie Öl schädlich für die Umwelt? Oder ist die Brennholznutzung weiterhin ein unverzichtbarer Beitrag zur Energiewende, zur Einhaltung der Klimaziele und auch zur Waldpflege?

Fakt ist, dass Brennholz trotz Rekordpreisen derzeit nahezu ausverkauft ist. Unterschiedliche Veröffentlichungen zu Feinstaub, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit führen allerdings zu sehr kontroversen Diskussionen über das Heizen mit Holz.

Woher kommt unser Brennholz?

Heimisches Brennholz fällt in der Regel im Zuge der Waldpflege an, welche extrem wichtig ist, um stabile Mischwälder zu schaffen. Das stärkere und qualitativ hochwertige Stammholz wird als Bau- und Schreinerholz verwendet. Lediglich die Stammbereiche, welche die Sägewerke nicht verarbeiten können, werden als Brennholz verkauft. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass wegen des Kaufs von heimischem Brennholz extra Wälder großflächig gefällt werden, wie manchmal behauptet wird.

Fazit:

Brennholz fällt im Rahmen der Waldpflege automatisch an. Für heimisches Brennholz werden keine Wälder kahlgeschlagen oder übernutzt.

Ist genügend Brennholz verfügbar?

Ganz kurzfristig gesehen: nein! Eine solche Nachfrageexplosion hatte niemand vorhersehen können und sie ist auch – analog zum Klopapiereffekt – in dieser Massivität nicht nachvollziehbar. Viele Brennholzkunden hatten ein Vielfaches ihres Bedarfs gekauft. Da im Sommer in der Regel wenig Bäume im Wald gefällt werden und das Brennholz mindestens ein Jahr zur natürlichen Trocknung braucht, wird es auch im kommenden Winter Engpässe im Angebot geben. Auch mittelfristig wird der Bedarf wahrscheinlich steigen, in vielen Regionen auch zu decken sein.

Beispiel: Das Bayerische Oberland

  • Laut der letzten Bundeswaldinventur sind die Holzvorräte insbesondere im Privatwald nochmals angestiegen und haben z. B. im Oberland europaweite Spitzenwerte erreicht. Was zunächst positiv klingt, da genügend Holz vorhanden ist, stellt aber wie beschrieben ein großes Problem dar: Wälder mit einem sehr hohen Holzvorrat sind i.d.R. sehr instabil und anfällig für Sturm und Borkenkäfer. Damit Wälder stabil werden, brauchen die Einzelbäume Platz, um eine große Krone und einen entsprechenden Wurzelstock entwickeln zu können. Bei dieser Durchforstung fällt auch viel Brennholz an.
  • Da Stürme und Trockenheit zunehmen, müssen insbesondere die jüngeren Wälder intensiver als bisher gepflegt und durchforstet werden. Auch dabei entsteht vor allem Energieholz als „Abfallprodukt der Waldpflege“. Wer also Brennholz, Hackschnitzel oder Pellets aus der Region kauft, unterstützt die Waldpflege.
  • Nach einer Energieholzstudie gibt es beispielsweise in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach allein im Privatwald ein zusätzliches Energieholzpotenzial, das über 135.000 Ster Brennholz entspricht und 20 Millionen Liter Heizöl ersetzen könnte.
Fazit:

Solange der Klimawandel nicht zu großflächigen Waldverlusten führt, wird Brennholz auch in Zukunft gut verfügbar sein. Wer heimisches Brennholz kauft, unterstützt zudem die dringend notwendige Pflege unserer Wälder.

Ist Brennholz umweltfreundlich?

Die Bäume binden CO2, indem sie daraus ihr Holz bilden. Damit wird CO2 der Atmosphäre entzogen. Beim Verbrennen entsteht dann wieder CO2. Diese makellose CO2-Bilanz wird nur durch den geringen Energieaufwand für das Fällen, Transportieren und Zerkleinern des Holzes um 0,5 bis 2 % „geschmälert“. Das gilt allerdings nur, wenn das Holz nicht aus Großkahlschlägen oder Übernutzung stammt – mit Ausnahme der Schadgebiete durch Sturm und Borkenkäfer - insgesamt wird nicht einmal das Holz genutzt, das täglich nachwächst.

Brennholz Grafik Zoombild vorhanden

Die CO2-Emissionen sind beim Einsatz von Holz und Solarthermie mit Abstand am geringsten © LWF

Von „Raubbau“ oder Übernutzung also keine Spur. Aber auch auf europäischer Ebene unterliegt die energetische Verwendung von Holz einer strengen Nachhaltigkeitskontrolle. Öl oder Gas hingegen haben das CO2 vor Jahrmillionen der Atmosphäre entzogen, was auf das heutige Klima keinerlei Auswirkungen mehr hat. Bei der Verbrennung wird das CO2 aber jetzt freigesetzt und heizt den Klimawandel entsprechend an.
Vergleicht man die CO2-Emissionen je Kilowattstunde Wärme der verschiedenen Wärmesysteme, liegen Holz und Solarthermie unschlagbar vorne. Heizöl und Erdgas haben eine acht- bis zwanzigfache CO2-Emission im Vergleich zu Holz und Solarthermie, die Wärmepumpen immerhin noch eine sechsfache (siehe Abbildung). Insbesondere vor diesem Hintergrund ist es schlichtweg unverständlich, warum das EU-Parlament Gas und Atomkraft als nachhaltig eingestuft hat, Waldholz hingegen nicht.
Fazit:

Heimisches Brennholz hat eine unschlagbare CO2-Bilanz und ist damit besonders umweltfreundlich.

Ist Feinstaub durch Brennholz ein Problem?

Die gute Nachricht vorweg: Die Luft ist deutlich sauberer geworden. Allerdings tragen die Holzfeuerungen knapp ein Fünftel zur Feinstaubbelastung bei. Während Pelletfeuerungen und Holzzentralheizungen nur einen verschwindend geringen Anteil davon ausmachen, wird ein Sechstel der Feinstäube durch Einzelbrennöfen und insbesondere offene Kamine „produziert“. Das Problem ist, dass meistens zu feuchtes Brennholz in einem veralteten Ofen verfeuert, die Luftzufuhr falsch gesteuert und beim Anzünden eine falsche Technik verwendet wird. Die wichtigsten Tipps finden sich z. B. beim Technologie- und Förderzentrum Straubing:

https://www.tfz.bayern.de/heizenmitholz Externer Link

Das Problem sind somit nicht moderne Pellets- oder Hackschnitzel-Zentralheizungen und damit nicht der Brennstoff Holz, sondern Bedienfehler und veraltete Öfen.

Fazit:

Feinstäube durch Holzfeuerungen sind nicht ein Problem des Brennstoffes Holz, sondern vor allem der eingesetzten Technik und der Bedienung.

Löst Brennholz die Klimakrise?

Holzhaus mit Holzstapel davorZoombild vorhanden

© Wolfgang Neuerburg

Brennholz kann keinesfalls die Klimakrise „lösen“. Es leistet einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur CO2-Vermeidung und unterstützt die Waldpflege. Viel „klima-effektiver“ wird der wertvolle Rohstoff Holz allerdings, wenn er beispielsweise als Baumaterial andere energieintensive Rohstoffe ersetzt. Das Holz sollte daher möglichst hochwertig eingesetzt werden.
Forderungen, die CO2-Speicherung in den Wäldern durch eine Erhöhung des Holzvorrates zu verbessern, werden zumindest in sehr vorratsreichen Wäldern wie z. B. im südlichen Bayern nur schwer zu realisieren sein. Dort, aber auch in vielen anderen Regionen sind die Holzvorräte insbesondere im Privatwald bereits jetzt riskant hoch. Diese Wälder sind in der Regel bereits jetzt sehr instabil und anfällig für Sturm und Borkenkäfer. Die Frage ist nicht, ob vorratsreiche Wälder den Kalamitäten zum Opfer fallen, sondern nur wann. Eine weitere Erhöhung würde zu mehr Instabilität führen. Und dies bei zunehmenden Wetterextremen und Schadereignissen.
Fazit:

Der Ersatz von energieintensiven Rohstoffen durch Holz ist „klima-effektiver“ als die Verwendung von Brennholz. Beides ist aber sinnvoller als die Speicherung von CO2 im Wald durch Vorratsaufbau.

Führt Brennholz zu einem Artenverlust im Wald?

Totholz NeuerburgZoombild vorhanden

© Wolfgang Neuerburg

Nicht alles Holz sollte dem Wald entnommen werden. Als Totholz - oder besser als Biotopholz bezeichnet - ist es unverzichtbar für die Artenvielfalt im Wald. Den Biotopholzanteil haben viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in den letzten Jahren deutlich gesteigert und damit ihre große Verantwortung für ihren Wald und die darin lebenden Arten bewiesen.
Fazit:

Artenvielfalt durch Biotopholz und Holznutzung sind kein Widerspruch. Beides hat im Wald seinen Platz.

Sind die Preise für Brennholz gerechtfertigt?

Ein Wald mit Bäumen

© Ully Schweizer

Brennholz ist ein besonders arbeitsintensives Produkt. Der Großteil des Brennholzerlöses deckt vor allem die Arbeits- und Maschinenkosten. In den letzten Jahren sind die Kosten drastisch gestiegen, der Brennholzpreis über viele Jahre aber nur wenig. Es kostete meist nicht einmal die Hälfte des Preises, der dem Energiegehalt des Holzes entspricht. Derzeit übersteigt die Nachfrage das Angebot bei weitem. Damit bestimmt der Markt den Preis.
Fazit:

Brennholz war viele Jahre besonders preiswert. Die hohen Preissteigerungen fallen bisher immer noch geringer aus als bei Öl und Gas.

Die Kunst des Kompromisses

Gut Gepflegeter Und gemischter Wald.Zoombild vorhanden

© Ully Schweizer

Förster und Waldbesitzer haben das Problem, dass an den Wald von verschiedensten Seiten immer weitgehendere Forderungen gestellt werden. Viele davon sind berechtigt und werden ernst genommen. Diese Interessen sind aber oft sehr widersprüchlich (z.B. Erholung und Naturschutz). Zudem hat der Waldbesitzer als Eigentümer der Fläche Eigeninteressen. Solange diese sich im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften bewegen, sind sie von der Gesellschaft genauso zu respektieren wie diejenigen eines Hauseigentümers oder Unternehmers. Der große Unterschied: jeder kann die „Produktionsstätte“ des Waldbesitzers frei betreten und sich selbst ein Bild davon machen.
Fazit:

Heimisches Brennholz ist nicht das neue „schwarze Gold“. Es ist bisher weder eine „Goldgrube“ für den Produzenten, noch ist es schädlich für die Umwelt. Es liefert allerdings weiterhin einen unverzichtbaren Beitrag zur Energiewende, zur Einhaltung der Klimaziele und vor allen auch zur Waldpflege.

Weitere Informationen

Weitere sehr lesenswerte Informationen zum Heizen mit Holz liefert das neue Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft: